Meine Lieben,
im März waren 13 Jahre Schule endlich vorbei. Es wurde viel gelernt, viel gehofft und am Ende viel gefeiert. Besonders die freie Zeit danach sehnte ich mir herbei. Anfangs war diese auch wirklich schön. Ich habe mich entspannt, viel unternommen und habe einfach das Leben genossen. Über das Studium machte ich mir natürlich schon seit einiger Zeit Gedanken, aber bin nie zu einem wirklichen Entschluss gekommen. Ich bin keine von denen, die mit 5 schon genau wissen was sie wollen. Leider.
Denn irgendwann wurde mir bewusst, dass ich mich soglangsam entscheiden muss. Naja, wenigsten musste ich mal Bewerbungen losschicken. Aus meiner entspannten schönen Zeit, wurde Druck, Angst und kein Plan vom Leben. Die Richtung ‘irgendwas kreatives’ und ‘nicht den ganzen Tag im Büro’ wurden immer schwerer umzusetzen. Die Zeit verging wie im Flug. Tag für Tag, Nacht für Nacht, um immer noch nicht zu wissen was ich will. So schwer kann das doch nicht sein! Man muss sich doch für etwas begeistern, etwas unbedingt wollen.
Die Dinge die ich wollte waren oftmals viel zu weit weg und viel zu teuer, denn natürlich waren meine gewünschten Studiengänge alle privat. Also weiter suchen, nicht aufgeben, die Zeit rennt davon. In meinem Umfeld wusste fast jeder was er will, einige hatten schon seit Ewigkeiten einen Ausbildungs- oder Studienplatz. Ich nicht. Nachdem ich mir dann einige Studiengänge rausgesucht hatte, begann die Zeit der Bewerbungen schreiben. Tausend Mal neu formuliert, tausend Mal wieder verworfen.
Dann beginn die Zeit des Wartens und sogar wieder des Entspannens. Immerhin hab ich jetzt alles getan, was ich konnte. Ich habe mich beworben und muss nun auf die Antwort warten. Mein Favorit fiel natürlich als Erstes weg. Was denn auch sonst. Der schöne warme Sommer wurde für kurze Zeit wieder in vollen Zügen genossen. Das Studium in meinen Gedanken ganz nach hinten geschoben. Wann hat man denn bitte noch einmal so lange eine freie Zeit? In der man Nichts tun muss. Es wurde viel gefeiert, viel ins Schwimmbad gegangen und generell viel unternommen. Es fiel mir nicht schwer, an die bevorstehende Zeit zu denken. Für den Moment zu leben war hier mein Motto.
Bis dann die Zusagen kamen. Jura und Digital Media Marketing. Zwei Studienfächer die unterschiedlicher nicht sein könnten. Beide mit vielen Vor- und Nachteilen. Und ich wusste, ich müsse mich bald entscheiden. Seit diesem Tag verfolgte mich die Frage, nach dem Richtigen für mich, in den Schlaf. Was ist, wenn ich mich für das Falsche entscheide? Was, wenn mir gar keins davon gefallen wird? Was, wenn ich versage? Meine Laune fiel in den Wochen deutlich in den Keller. Ich grübelte viel, weinte oft und wusste nicht mehr weiter. Wenn ich das so schreibe, hört es sich irgendwie total bescheuert an. Denn nicht alle haben die Wahl sich für etwas zu entscheiden. Früher wäre das schon erst recht nicht möglich gewesen. Wir haben das große Glück zu machen was wir wollen und trotzdem war genau das für mich das Schlimmste überhaupt. Die Tage vergingen und ich hatte immer noch keine Ahnung. Andere konnten mir natürlich auch nicht helfen. Die pure Angst, mich für das Falsche zu entscheiden, bei so einem wichtigen Lebensabschnitt. Eine Entscheidung, die mein Leben für immer verändern wird. Was also, wenn ich mich da falsch entscheide. Nur wie soll ich mich denn bitte richtig entscheiden? ‘Hör auf dein Herz’ wurde mir gesagt. Leider gab dieses keinen einzigen Ton von sich. Konnte sich anscheinend auch nicht entscheiden. Denn Beides schien mir gleich gut zu gefallen. Beziehungsweise wusste ich bei Beiden ja nicht wirklich, was genau mich erwarten wird. Keiner kann mir sagen, ob es mir gefällt. So vergingen die Tage immer schneller, das Entscheidungsdatum kam immer näher und eigentlich wollte ich doch diese Zeit genießen. Es sollte doch eine meiner schönsten Abschnitte sein.
Jetzt kann ich endlich die restliche freie Zeit noch genießen. Denn ich habe mich entschieden. Ich habe mich gegen Jura und für Digital Media Marketing entschieden. Ich weiß nicht, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe und ich werde es wahrscheinlich nie wissen. Dennoch fällt eine große Last von mir ab und ich bin froh, dass die Zeit des Nachdenkens, Verzweifelns und der Ungewissheit endlich vorbei ist. Nächsten Monat fängt sogar schon der Mathe Vorkurs an und im Oktober geht es dann richtig los. Ich hoffe, dass ich dort viele neue und vor allem liebe Menschen kennenlernen werde, die mit mir diesen neuen und wichtigen Lebensabschnitt beginnen.